Funktionsweise des 2-Takt Ottomotors
       
Du denkst, ein Zweitakter wäre irgendein komisches Rasenmähertriebwerk, das die Leute in der ehemaligen DDR in alle ihrer Fahrzeuge gebaut haben, weil sie technologisch auf so niedrigem Niveau waren, dass sie nicht einmal vier Takte auf die Reihe kriegten?
Du denkst, die blau rauchenden Mopeds und Motorräder sind lahm wie Enten und verpesten bloß unnütz die Umwelt?

Dann bist du hier genau richtig. Denn das Ziel dieser Seite ist, sowohl die Genialität und Leistungsfähigkeit, als auch die einfache Funktionsweise des Zweitakt Otto Motors darzustellen und zu erklären. Aber auch die Nachteile sollen nicht vergessen werden.

Dein S51 Moped besitzt einen Zweitakter mit Umkehrspülung, es gibt aber auch noch andere Varianten des Zweitakters.

Aufbau

  Im Zylinder, der durch den Zylinderkopf abgeschlossen ist, befindet sich ein Kolben.
Dieser bewegt sich durch den auf die Kurbelwelle montierten Pleuel auf und ab.
Durch den Einlaß wird frisches Benzin -Luft-Gemisch angesaugt, welches vom Vergaser geliefert wird.
Durch den Auslaß wird das verbrannte Gas ausgestoßen.
01 - Kolben
02 - Auslaß
03 - Einlaß
04 - Zündkerze
05 - Zylinderkopf
06 - Pleuel
07 - Kurbelwellengehäuse
08 - Brennraum
09 - Kühlrippen
10 - Überströmkanal
Aufbau 2 Takter

Wirkungsweise

  Wie der Name schon sagt, führt der Zweitakter im Gegensatz zum Viertakter nur zwei unterschiedliche Arbeitsschritte aus. (Wenn du jetzt denkst, man hat einfach das Zünden und Ausstoßen weggelassen, dann beginne bitte wieder von oben zu lesen.)
In den Ansätzen funktioniert das Ganze aber wie ein Viertakter. Das Kurbelwellengehäuse wird effektiv in die Takte mit einbezogen (daher muss einem Zweitakter auch immer ein Mix aus Benzin und Öl getankt werden, denn das Öl muss das Kurbelgehäuse schmieren). Ein (oder mehr) Überströmkanal verbindet den Hubraum mit dem Kurbelgehäuse.
1. Takt:

Der Kolben bewegt sich nach oben.
Dadurch wird frisches Kraftstoff-Luft-Gemisch wird vom Vergaser angesaugt (1). Durch den Einlaß gelangt es ins Kurbelwellengehäuse (2).
Das im vorletzten Takt angesaugte Gemisch wird im Brennraum nach der Verdichtung von der Zündkerze gezündet (3). Dadurch wird der nächste Takt eingeleitet.
1. Takt
2. Takt  
2. Takt (Arbeitstakt):

Der Kolben bewegt sich durch die explosionsartige Verbrennung nach unten.
Dadurch wird das im Kurbelwellengehäuse befindliche Gemisch durch den Überströmer (3) in den Brennraum gedrückt (1).
Gleichzeitig "schiebt" das frische Gemisch die Verbrennungsabgase durch den Auslaß in den Auspuff (2).

Dies ist übrigens einer der größten Nachteile des Zweitaktprinzipes, weil das Frischgas niemals 100% das Abgas aus dem Zylinder verdrängt.

Vorteile

  Der Größte Vorteil ist sicherlich, dass man diese Art von Motoren verhältnismäßig einfach und preiswert herstellen kann.
Ein weiterer, insbesondere für den Besitzer, entscheidender Vorteil des Zweitakters liegt darin, dass man schon mit geringen Kenntnissen daran herumbasteln kann, ohne allzu große Risiken einzugehen. Ein geübter Handwerker kann seinen S51-Motor in einem Tag komplett zerlegen und wieder zusammenbauen.
Welcher "Nicht-KFZ-Mechaniker" würde sich aber getrauen, an seinem nagelneuen Golf herumzubasteln?

Noch ein entscheidender Vorteil ist die geringere Hitzeentwicklung, deshalb reicht oft Luftkühlung aus.
Außerdem können Zweitakter schnell hohe Drehzahlen erreichen, weil im Gegensatz zu Viertaktern keinerlei Ventile, Nocken etc. umständlich bewegt werden müssen.

Nachteile

  Nach einer Faustregel haben Zweitaktmotoren wegen ihres kleineren Wirkungsgrades bei gleichem Hubraum nur ungefähr die Hälfte der Leistung eines Viertakters.
Deshalb braucht ein Zweitakter im Vergleich auch deutlich mehr Benzin: es gibt mittlerweile Kleinwagen, die mit 4 Litern Benzin auf 100km auskommen, dabei aber locker 60PS entwickeln, Deine S51 braucht auch ihre 2,5 Liter, hat aber nicht einmal 4PS!

Weil das Öl dem Benzin beigemischt wird, wird es auch mit verbrannt. Dabei entsteht die typische blaue Abgasfahne und der unverkennbare Geruch. Das belastet natürlich die Umwelt. Außerdem setzt sich das verbrannte Öl auf dem Kolben und im Auspuff als sogenannte "Ölkohle" fest. Ist zu viel davon vorhanden, wird die Leistung des Motors verringert.

Insgesamt ist ein Zweitaktmotor daher in der Unterhaltung viel teurer, man braucht viel Benzin, und dazu noch Öl für das Gemisch - Gemisch (1:50) kostet meistens kaum weniger als Super!

Fazit

  Leider werden heute kaum noch Zweitaktmotoren in Serienfahrzeugen verbaut. Auch die Weiterentwicklung dieser Motoren ist mit der DDR faktisch untergegangen.
Dies hat sicherlich mit den schlechten Umwelteigenschaften und der Unwirtschaftlichkeit dieser Motoren zu tun. Während in der früheren DDR beinahe alle Autos und Mopeds /Motorräder blau qualmten, findet man heute die Zweitakter nur noch in einigen kleinen Motorrollern (Neudeutsch: Scooter) und im Rennsport.
Für Rennmotorräder werden aber nach wie vor zum Großteil Zweitakter verwendet.
Zweitakter werden außerdem überall dort benutzt, wo man einfach keinen Platz für aufwendige Viertakter hat, z.B. bei tragbaren Motorsensen oder in ferngesteuerten Modellautos (diese haben allerdings Zweitakt-Diesel Motoren).

Sei also stolz darauf, noch ein Stück des technischen Erfindergeistes des 20. Jahrhunderts zu fahren!

zum Weiterlesen

  http://home.s-planet.de/kwode/vmotor/z_omotor.html tolle Seite mit animiertem Funktionsprinzip von K. Wetzstein
http://www.fh-friedberg.de/users/zima/konzept.html Gescheiterte Motorkonzeptionen - Ungeeignete Konstruktionen oder Wandel der Randbedingungen?
von Prof. Dr.-Ing. Stefan Zima